28. September Über uns gehen sehr merkwürdige Dinge vor, am Himmel herrscht geradezu ein Kommen und Gehen. Dass, nur als Beispiel, der Swing-Bandleader Glenn Miller der Welt des Jazz abhandenkam, an deren Firmament er in der 1940er-Jahren als einer der hellsten Sterne strahlte, jährt sich demnächst zum achtzigsten Mal: Als Luftwaffen-Offizier war er am 15. Dezember 1944 über dem Ärmelkanal in einem Flugzeug unterwegs, bis er damit vom Himmel fiel – seinen Zielort Paris erreichte er nie, und wo die Maschine mit ihm abgeblieben ist, kam nie ans Licht. Im Sommer desselben Jahrs war über den Bestseller-Autor des „Kleinen Prinzen“ ein ähnliches Schicksal verhängt: Von seinem letzten, auf Korsika gestarteten Flug kehrte Antoine de Saint-Exupéry, erfahrener und begeisterter Pilot, nicht zurück, und erst über ein halbes Jahrhundert später erfuhren seine zigmillionen Leserinnen und Leser Näheres über die Umstände seines Todes im Meer vor Südfrankreich, wo im Jahr 2000 das Wrack seines Flugzeugs gefunden wurde. Bezeichnend, dass er schon einmal beinah abgestürzt war: 1935 sah er sich gezwungen, in der Nordsahara notzulanden, wo er fast verdurstet wäre, bis ihn nach fünf Tagen eine Karawane mitnahm. Aber nicht nur Stars, auch echte Sterne verschwinden, scheinbar einfach so. Dieser Tage nannte das Online-Wissenschaftsportal spektrum.de die überraschende Zahl von 5399 Leuchtkörpern, die in den Fünfzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts dem Nachthimmel beim Glitzern halfen, aber in unseren 2020ern – wie Vergleiche neuerer Himmelskarten mit älteren erwiesen – in der Astronomie als abgängig gelten, ohne dass sie als Supernovae explodiert wären. Ein bisschen Schwund ist immer, aber irgendetwas naturwissenschaftlich Begründbares muss mit ihnen geschehen sein, nur können die Forschenden bislang bestenfalls mit dürftigen Theorien zur Lösung des kosmischen Mysteriums beitragen. Immer mal wieder erleben wir selbst, wie uns das Gros der Sterne einfach aus dem Blick gerät: Vom Sternenmeer, wie wir es im Dunkel von Orten bestaunen, die weit genug von der Zivilisation entfernt sind, bleiben nur ein paar Handvoll heller Punkte übrig, sobald wir nächtens in der Stadt unser Augenmerk nach oben richten. Verloren sind die anderen Leuchtpunkte dem Himmelszelt darum nicht; nur vermag unsere Netzhaut ihren Schein vorm schwarzen Hintergrund nicht auszumachen, weil die Grundhelligkeit urbaner „Lichtverschmutzung“ ihn überdeckt. Zugleich taugt wenig so gut wie unser Bild vom Sternenhimmel dazu, uns die unumstößliche Binsenweisheit zu bestätigen, der zufolge nichts ewig hält und nur der Wandel Bestand hat: Denn das Licht der Sterne, die wir wahrnehmen, ist jahrhunderte- oder jahrzigtausendelang unvorstellbar schnell zu uns unterwegs – wer garantiert uns, dass die eine oder andere der riesigen Gas- und Feuerkugeln, während Äonen menschlicher Himmelsguckerei zu Sternbildern gruppiert, nicht schon längst mit gleißendem Pomp unterging? Wenn sich indes auf Erden Idole, Diven, Publikumslieblinge nach kurzem Ruhm verflüchtigen, so vollzieht sich das oft ohne Glanz und Schönheit, was besonders tragisch der Fall Daniel Küblböcks illustriert: Der Sänger und verhinderte „Superstar“ ging 2018 während einer Kreuzfahrt von Hamburg nach New York auf Nimmerwiedersehen buchstäblich unter. Ein Stern, ein Star wurde er erst eigentlich, nachdem er verschwunden war und gerade weil er erlosch. ■
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Rückblick
24. September, Hof, Theater, Großes Haus
Der neue Intendant des Hauses führt sich mit einer ehrgeizigen Inszenierung beachtenswert ein: Lothar Krause breitet in Claudio Monteverdis Krönung der Poppea - genauer: in der neoklassizistischen Bearbeitung der Oper durch Ernst Krenek - ein Zwischenreich, halb verschwommene Vergangenheit, halb stilisiertes Jetzt, aus und spielt dort eine blutige Politintrige mit überraschendem Ausgang durch.
21. September, Essay
Der „schönste Krimi aller Zeiten“? An Pfingsten 1828 tauchte Kaspar Hauser in Nürnberg auf. Nach seinem mysteriösen Tod fünf Jahre später kam die Legende auf, der berühmteste Findling Europas sei der - als Baby heimlich auf die Seite gebrachte - Titelerbe des großherzoglichen Hauses Baden gewesen. Doch räumt eine DNS-Untersuchung mit der viel kolportierten Verschwörungssage jetzt endgültig auf.
Theater Hof
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Plutos oder Wie der Reichtum sehend wurde
Vorhang auf für Cyrano!
Die Politiker
Der Menschenfeind
Musiktheater
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Die Krönung der Poppea
Dante
Zorro
1984
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Tristan und Isolde auf dem Grünen Hügel
The Rake’s Progress in Plauen
Jelisaweta Bam im Vogtlandtheater
Der König stirbt in Bayreuths Studiobühne
Konzert
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Programmmusik, dreifach: Eine deutsche Erstaufführung bei den Symphonikern
Reichen: Der Kammerchor Hof mahnt eindringlich zur Mäßigung
Klavierlegende: Martha Argerich mit Jura Margulis im Markgräflichen Opernhaus
Himmelfahrt zu den Planeten: Die Symphoniker mit englischem Programm
Film und Fernsehen
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To the Moon
Die Herrlichkeit des Lebens
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Civil War
Kleinkunst, Kabarett, Comedy
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Olaf Schubert bewertet die Schöpfung
Philipp Scharrenberg verwirrt Bad Steben
Birgit Süß: Das Graue vom Himmel
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Aus dem Leben alter Häuser: Begleitbuch zur Hofer Stadtbrand-Ausstellung
Kaiser Heinrich II.: Bamberg erinnert an den Begründer des Bistums und Doms
Humanistisch bleiben: Eine Performance wirbt für Menschlichkeit im Gaza-Krieg
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Das Findelkind Europas: Kaspar Hauser war nachweislich kein Fürstenspross
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Erich Kästner, doppelt und dreifach
Schwebende Verfahren
Zum 100. Todestag Franz Kafkas
Ein Quantum Brecht muss bleiben
Zum 125. Geburtstag des Stückeschreibers
Die Bücher
Erhältlich über den Buchhandel und online